Bei der Rückkehr ins Amateurlager holte sich Profibox-Weltmeisterin Christina Hammer erst mal eine blutige Nase. Doch der Start in die Mission Olympia verlief für die 30-Jährige vielversprechend.
«Yesss – mein erster Kampf beim olympischen Boxen gewonnen gegen Deutschlands Nr. 1 Sarah Scheurich!!! Just the beginning», schrieb die Dortmunderin voller Begeisterung auf ihrer Facebook-Seite.
Sie hatte am 13. Februar gegen die Schwerinerin Scheurich einen eindeutigen Punktsieg bei einem Turnier in Köln gelandet. Für Neuling Hammer und die Athletinnen und Athleten des Deutschen Boxsport-Verbandes (DBV) war es die erste Standortbestimmung im Jahr der Olympischen Spiele in Tokio.
Die gebürtige Kasachin hatte sich kurz vor Heiligabend an gleicher Stätte gegen die Finnin Sanna Turunen den WIBF-Titel im Supermittelgewicht geholt und dann mit dem Segen des Weltverbandes und ihres Managements das Ziel Olympia ins Visier genommen. Hammer will «Geschichte schreiben» und «die erste Frau werden, die für Deutschland eine Medaille nach Hause bringt».
Zwölf Jahre nach ihrem 25. und bisher letzten Amateurkampf lieferte sie in Köln eine überzeugende Leistung ab, wenngleich sie mit einer stark blutenden Nase in die zweite Runden-Pause ging. «Das passiert», sagte Hammer, die ihr Timing auf der kurzen 3×3-Minuten-Distanz und die Technik verbessern will.
Hammer ist in das Abenteuer Olympia gestartet, obwohl sie ihr Schicksal nicht in den eigenen Fäusten hat. Scheurich nimmt im höchsten Frauenlimit (bis 75 Kilogramm) am zweiten Teil der europäischen Olympia-Qualifikation in London (20. bis 26. April) teil. Erst wenn Scheurich dort scheitert, könnte Hammer zur Welt-Qualifikation im Juni. «Es ist bemerkenswert, wie Christina von Anfang an mitgezogen, sich eingefügt und die Sache todernst genommen hat», sagte DBV-Sportdirektor Michael Müller.
Für den Verband ist die Initiative Hammers quasi kostenlose Werbung. Die Boxerin hat bei Facebook über 130 000 Follower und bei Instagram eine Fangemeinde von knapp 175 000. Sie macht als Model Werbung für Damenwäsche, kocht im BVB-TV des Bundesligisten Borussia Dortmund und engagiert sich für die Initiative #stärkeralsgewalt des Bundesfamilienministeriums. Hammers Bekanntheit geht wie die der einstigen Box-Queen Regina Halmich über das Boxen hinaus. «Natürlich steigert das die Aufmerksamkeit», sagte Müller.
Neid oder Missgunst scheint es wegen Hammer aber nicht zu geben. «Wir gehen respektvoll miteinander um und können megaviel daraus lernen», sagte die 27-jährige Scheurich nach dem ersten Duell mit Hammer. Die Dortmunderin will ihre Jagd nach olympischem Lorbeer mit harter Arbeit fortsetzen – egal, ob sie Spuren im Gesicht hinterlässt. Hammer: «Es wird mit Fäusten gekämpft, und es kann einen Treffer geben, der Nasenbluten auslöst.»
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